Wie relevant sind Sanierungskonzepte in der aktuellen Wirtschaftssituation?

Zahlreiche Krisen, wie die Covid 19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, der Klimawandel sowie technologische Änderungen, wie die E-Mobilität und der Einsatz künstlicher Intelligenz, haben das wirtschaftliche Umfeld nachhaltig verändert. Ein ständiger Wandel des Wirtschaftsumfelds wird uns auch weiterhin begleiten.

Die aus der Änderung des wirtschaftlichen Umfelds entstandenen Konsequenzen lassen sich aktuell nicht vorhersehen. Die Trends der Digitalisierung, Industrie 4.0 und E-Commerce sind derzeit nicht genau abschätzbar. Jene Unternehmen, die diese Neuausrichtung bisher nicht umgesetzt haben, geraten nun zunehmend unter Druck, da ihre Geschäftsmodelle zu scheitern drohen.

Seit dem 01.01.2021 ist das neue Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) in Kraft getreten. Dieses neue Gesetz verpflichtet Unternehmer und Stakeholder, sich deutlich langfristiger mit der Planung und Entwicklung im Bereich Risikomanagement und Krisenfrüherkennung ihres Unternehmens zu beschäftigen.

Wann braucht man ein Sanierungskonzept?

Ein Sanierungskonzept ist häufig erforderlich, wenn ein Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät oder wenn Kapitalgeber neues Geld zur Verfügung stellen sollen. In den meisten Fällen befindet sich das Unternehmen bereits in einer Krise, welche in der Regel eine Folge der verschiedenen ungelösten Probleme ist.

Gemäß dem IDW (Institut der Wirtschaftsprüfung in Deutschland e.V.) gibt es fünf charakteristische Krisenstadien mit den dazugehörigen Merkmalen und Ursachen. Jedes sanierungsbedürftige Unternehmen durchläuft die einzelnen Krisenstadien in der unten aufgeführten Reihenfolge. Das erste Krisenstadium beginnt mit einer Stakeholderkrise und endet im schlimmsten Fall mit der Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens, der Insolvenz.

Art der Krise nach IDWS6

Welche Inhalte hat ein Sanierungskonzept?

Ein Sanierungskonzept muss:

    1. von den erkannten und erkennbaren tatsächlichen Gegebenheiten ausgehen, in sich schlüssig und nicht undurchführbar sein,
    2. beurteilen, ob dem Ersteller die erforderlichen Buchhaltungsunterlagen des Unternehmens komplett vorgelegt wurden,
    3. eine Analyse der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens im Rahmen seiner Wirtschaftsbranche erhalten und die Krisenursachen ganzheitlich erfassen,
    4. die Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage des Unternehmens zutreffend beurteilen,
    5. beurteilen, ob das Unternehmen objektiv sanierungsfähig ist und die für seine Sanierung konkret in Angriff genommen Maßnahmen objektiv geeignet sind, das Unternehmen in überschaubarer Zeit durchgreifend zu sanieren und
    6. die geplanten Sanierungsmaßnahmen dahingehend analysieren, ob diese jedenfalls schon in den Anfängen in die Tat umgesetzt, d. h. die Sanierungsaktivitäten sachgerecht eingeleitet wurden.
Bestandteile eine Sanierungskonzepts nach IDW S6

Wer schreibt ein Sanierungskonzept?

In den meisten Fällen werden Unternehmensberater oder Wirtschaftsprüfer mit der Erstellung eines Sanierungsgutachtens beauftragt. Grundsätzlich kann jeder, der über ausreichende Fachkenntnisse verfügt, ein Sanierungsgutachten erstellen, jedoch ist dann die Neutralität des Gutachters maßgeblich. Des Weiteren muss dieser auch als Mediator zwischen den verschiedenen Interessengruppen vermitteln können.

Für die richtige Auswahl des Konzepterstellers hat plenovia zehn Fragen formuliert:

1. Verfügt der Konzeptersteller über die notwendige Objektivität und Neutralität (Interessenkonflikt)?

2.  Verfügt der Konzeptersteller über die notwendige Erfahrung in der Erstellung von Sanierungskonzepten? Kann der Konzeptersteller seine Qualifikation ausreichend nachweisen (Referenzen)?

3. Weist der Konzeptersteller die notwendige Fach- und Methodenkompetenz auf? Beherrscht dieser die Werkzeuge, die für die Erstellung notwendig sind?

4.  Verfügt der Konzeptersteller über die notwendige Erfahrung in der Erstellung von Sanierungskonzepten? Ist er in der Lage, die Umsetzbarkeit von Maßnahmen realistisch zu bewerten?

5.  Beherrscht der Konzeptersteller neben den fachlichen Kompetenzen auch die sozialen Kompetenzen (Kommunikationsfähigkeit, Moderation, Mediation)?

6.  Liegt die notwendige Vertrauensbasis zwischen den Stakeholdern und dem Konzeptersteller vor? Vertrauen Sie den Aussagen des Konzepterstellers?

7. Verfügt der Konzeptersteller über emphatische Fähigkeiten? Ist er in der Lage, Mitarbeiter jeder Ebene zu verstehen und mögliche Konfliktsituationen zielführend aufzulösen?

8.  Begrenzt der Konzeptersteller seine Analyse auf das Wesentliche? Sind die Analysen angemessen und bringen diese einen Mehrwert?

9.  Drückt sich der Konzeptersteller klar, eindeutig und verständlich aus?

10.  Reagiert der Konzeptersteller mit der notwendigen Flexibilität und Schnelligkeit? Ist die Erreichbarkeit des Konzepterstellers gegeben?

Für wen ist das Sanierungskonzept wichtig?

Das Sanierungskonzept liefert für alle Stakeholder, wie Gesellschafter, das Management, die Arbeitnehmer, finanzierende Banken und Investoren eine Grundlage für die Entscheidung über die Fortführung des Unternehmens und die notwendigen Maßnahmen dafür.

Für wen ist das Sanierungskonzept wichtig?

Welche Optionen können in einem Sanierungskonzept betrachtet werden?

Für die Sanierung eines Unternehmens stehen zwei Optionen zur Verfügung.

Eine eigenständige Restrukturierung benötigt einen tragfähigen Businessplan für zwei bis drei Jahre. Das Unternehmen muss mit den im Sanierungskonzept erarbeiteten Maßnahmen ausreichende Liquidität generieren und eine marktübliche Rendite erwirtschaften können.

Als zweite Option kann bei Bedarf zusätzlicher Liquidität oder bei möglichen Synergien aus einer Zusammenarbeit mit einem Investor eine übertragende Sanierung in Betracht gezogen werden.

Wie wird ein Sanierungskonzept bewertet?

Damit ein Sanierungskonzept auch effektiv beurteilt werden kann, wurden zehn Fragen von „plenovia“ formuliert, die für die Bewertung von Sanierungskonzepten wesentlich sind:

Checkliste:

  1. Entspricht das Konzept den formalen Anforderungen? (insbesondere IDW S6)
  2. Sind die Krisenursachen (nicht Symptome) klar dargelegt?
  3. Ist das zukünftige Geschäftsmodell klar herausgearbeitet und im Abgleich bspw. mit Markt/Wettbewerb und SWOT plausibel?
  4. Sind die Sanierungsmaßnahmen konkret und nachvollziehbar dargelegt und bewertet?
  5. Beheben die Maßnahmen die Krisenursachen?
  6. Ist hauptsächlich eine Umsatzsanierung dargelegt (These: höchst unwahrscheinlich)?
  7. Wurden Chancen und Risiken der Planung dargelegt und Wahrscheinlichkeitsaussagen getroffen?
  8. Sind Investitionen im Konzept enthalten? (These: ohne Investitionen keine nachhaltige Sanierung)
  9. Wurden Ausführungen zu dem Willen und der Fähigkeit des Managements gemacht, die Sanierung zu betreiben?
  10. Gibt es eine konkrete, zeitliche (Maßnahmen-) Umsetzungsplanung und korrespondiert diese mit der integrierten Sanierungsplanung?

Wobei kann ein Sanierungskonzept Investoren helfen?

Ein Sanierungskonzept ist ein wirksames Instrument zur Bewältigung von Unternehmenskrisen sowie zur Sicherung der Existenz eines Unternehmens. Auf Grundlage eines soliden Sanierungskonzeptes können Investoren Problemfelder bei bestehenden Portfoliounternehmen oder potenziellen Investitionstargets identifizieren.

In einem laufenden M&A Prozess beeinflusst das Sanierungskonzept die Unternehmensbewertung der Interessenten. Das Konzept gibt den Investoren einen Marktüberblick mit den jeweiligen Wettbewerbsteilnehmern und zeigt die Höhe der notwendigen Investitionen in das Unternehmen auf. Eine Unternehmensbewertung ist jedoch nicht Bestandteil eines Sanierungskonzeptes und sollte separat durchgeführt werden.

Das Sanierungskonzept kann als Entscheidungsgrundlage dazu genutzt werden, um die Renditefähigkeit des Unternehmens zu steigern und notwendige Maßnahmen zu identifizieren. Je früher Unternehmenskrisen erkannt werden, desto schneller können die Maßnahmen umgesetzt werden. Im späteren Krisenstadium nimmt der Handlungsspielraum ab und der Handlungsdruck zur Sanierung zu.

Es ist zu empfehlen, ein Sanierungskonzept mit Schwerpunkt der Prüfung des Geschäftsmodells sowie der Wettbewerbs- und Renditefähigkeit des Portfoliounternehmens zu erstellen, ein Risikofrüherkennungssystem zu integrieren sowie dynamisch anzuwenden, damit Krisenursachen frühzeitig identifiziert und bewertet werden und anschließend gegengesteuert werden kann. Erfahrene Berater können Unternehmen und Investoren erfolgreich begleiten und von der Gutachtenerstellung bis hin zur Umsetzung der Maßnahmen bei einer Restrukturierung unterstützen.

Fazit

Ein Sanierungskonzept hilft, die Ursachen der Unternehmenskrise zu erkennen und sinnvolle Gegenmaßnahmen vorzubereiten. Zudem liefert es durch eine zwei- bis dreijährige Finanz- und Businessplanung allen am Sanierungsprozess beteiligten Stakeholdern eine zuverlässige Basis für notwendige Entscheidungen.

Die plenovia verfügt über Erfahrungen aus der Erstellung von über hundert Sanierungskonzepten und der erfolgreichen Umsetzung der definierten Restrukturierungsmaßnahmen. Kontaktieren Sie uns für ein ausführliches Beratungsgespräch.