Die COVID-19-Pandemie hat die Art und Weise, wie wir arbeiten und unser berufliches Leben gestalten, nachhaltig verändert. Die Personalentwicklung spielt in dieser neuen Normalität für Unternehmen und Mitarbeitende eine entscheidende Rolle, da sie Unternehmen dabei unterstützt, sich anzupassen und zu wachsen. Eine neue Ausrichtung der Personalarbeit trägt also zur Zukunftsfähigkeit von Unternehmen bei. Wie notwendig das ist, belegen unter anderem die aktuellen Ergebnisse der renommierten Gallup-Studie 2023 zum „State of the Global Workplace“, bei der jährlich über 120.000 Arbeitnehmende in 145 Ländern unter anderem zu den Themen Arbeitsmarkt und emotionale Mitarbeiterbindung befragt werden. Die Ergebnisse dieser Befragung werfen auch ein beunruhigendes Licht auf die aktuelle Situation in deutschen Unternehmen.

In diesem Artikel möchten wir Ihnen und die besonderen Herausforderungen für die Personalentwicklung in der Post-Covid-Ära vorstellen.

Von einer Krise in die nächste: Der Stress steigt, die Bindung sinkt!

Die Gallup-Studie zur Mitarbeitermotivation ist eine der umfassendsten und renommiertesten Untersuchungen in diesem Bereich und liefert wertvolle Einblicke in die Motivation und das Engagement von Mitarbeitenden. Die Studie hat gezeigt, dass die Pandemie tiefgreifende Auswirkungen auf die Arbeitsmotivation hat, und wir möchten einige Erkenntnisse daraus in unseren Newsletter-Artikel aufgreifen:

  • In der Studie gaben 56% der Befragten an, dass sie nicht beabsichtigen, in einem Jahr noch bei ihrem derzeitigen Unternehmen beschäftigt zu sein. Im Jahr 2021 lag dieser Wert noch bei 40%. Dem Unternehmen entstehen dadurch immense Kosten. Mitarbeitende, die innerlich gekündigt haben, verursachen aufgrund von Produktivitätsverlusten volkswirtschaftliche Kosten, die sich laut Statistischem Bundesamt allein in Deutschland im Jahr 2022 auf eine Summe zwischen 118,1 bis 151,1 Milliarden Euro belaufen.
  • Die Ausläufer des Dauerkrisenmodus wirken sich nach wie vor auf das Stresslevel der Arbeitnehmenden aus. Dieser Wert befindet sich seit Jahren im starken Aufwärtstrend. Fühlten sich in den Jahren 2018 und 2019 noch 26% der Mitarbeitenden ausgebrannt, so waren es im Jahr 2020 bereits 35%, in 2021 38% und in 2022 40%. Das Stresslevel hat im Jahr 2023 weiter zugelegt und ist um 2 Prozentpunkte auf 42% gestiegen. Hier zeigt sich deutlich, dass Stress dann zum Problem wird, wenn er von vom Ausnahme- zum Normalzustand wird.
  • Gegenläufig dagegen liegt der Anteil an engagierten Mitarbeitenden in Deutschland seit bald zwei Jahrzehnten bei 11% bis 17% – und damit alarmierend niedrig. Dies kann als Ventil für die gestiegene Stressbelastung interpretiert werden.

Für die Unternehmen gilt: Sei flexibel, aber verbiege dich nicht!

Eine der Hauptursachen für die hohe Unzufriedenheit der Beschäftigten ist fehlerhaftes Führungsverhalten und eine allgemein als negativ empfundene Unternehmenskultur. Umgekehrt fühlen sich Beschäftigte, die von guter Führung und einem angenehmen Unternehmensklima berichten, weniger gestresst und stärker gebunden als jene, deren emotionale Bedürfnisse am Arbeitsplatz vernachlässigt oder ignoriert werden. Führungskräften kommt somit eine besondere Bedeutung für die Motivation und Bindung der Mitarbeiter zu.

Welche Faktoren wirken sich positiv aus?

Flexible Führung: Die Mitarbeitenden erwarten eine situative, auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene und flexible Führung. Effektive Kommunikation, klare Erwartungen und die Unterstützung durch die Führungskräfte sind entscheidend, um das Engagement der Mitarbeitenden zu erhöhen. Zwischen Wohlbefinden, Stress und Führung besteht eine starke Wechselwirkung. (Schlechte) Führung und ein toxisches Arbeitsumfeld wirken sich stark auf das Stressniveau der Mitarbeitenden aus. Wer gute Führung erlebt, ist deutlich resilienter. Führungskräfte spielen daher nicht nur eine zentrale Rolle bei der Schaffung eines leistungsfördernden Umfelds, sondern auch für das allgemeine Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden.

Vor diesem Hintergrund sollte sich die Personalentwicklung verstärkt auf die Entwicklung von Führungskräften konzentrieren, um sicherzustellen, dass diese den Herausforderungen des Post-Covid-Zeitalters gewachsen sind.

Flexibilität und Wohlbefinden: Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Flexibilität und Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit bieten, ihre Arbeit flexibel zu gestalten und sie bei der Bewältigung von Stress und Burnout unterstützen, erreichen eine höhere Mitarbeitermotivation. In einem New Work-Umfeld haben die Mitarbeitenden oft mehr Autonomie bei der Entscheidungsfindung und der Art und Weise, wie sie ihre Aufgaben erledigen. Dies fördert die Eigenverantwortung und das Engagement der Mitarbeitenden.

Die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Auch hier hat die Pandemie die Bedeutung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz unterstrichen. Unternehmen investieren zunehmend in Programme zur Förderung des Wohlbefindens, bieten Unterstützung bei der Bewältigung von Stress und Burnout und ermöglichen ihren Mitarbeitenden den Zugang zu professioneller Unterstützung. Eine gesunde Integration von Arbeit und Privatleben (Work-Life-Balance) kann dazu beitragen, Stress zu reduzieren und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu steigern.

Flexibilität bei Anerkennung und Wertschätzung: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich wertgeschätzt fühlen, sind motivierter und engagierter. Die Studie betont die Bedeutung von Anerkennung und Wertschätzung durch die Führungskräfte und das Team. Diese sollten nicht „mit der Gießkanne“ über das Unternehmen verteilt werden, sondern flexibel und individuell auf die Mitarbeitenden abgestimmt sein. Die Einbeziehung der Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse und in die Gestaltung der Arbeitsumgebung ist ein weiteres wichtiges Merkmal von New Work. Dies kann die Mitarbeiterzufriedenheit und die Identifikation mit dem Unternehmen erhöhen.

Flexible Arbeitsmodelle: Die Studie verdeutlicht den Wunsch der Mitarbeitenden nach mehr Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeit und -ort. Die Personalentwicklung sollte sich darauf konzentrieren, die Mitarbeitenden auf die Anforderungen von Remote-Arbeit und hybriden Arbeitsmodellen vorzubereiten.

Die Pandemie hat durch den zeitweisen Lockdown die Bedeutung und die Notwendigkeit flexibler Arbeitsmodelle deutlich gemacht. Unternehmen mussten hier schnell und flexibel reagieren, um leistungs- und wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie müssen sich weiterhin anpassen, um Mitarbeitenden die Möglichkeit zu bieten, remote zu arbeiten. Hierfür müssen zum einen unternehmensintern die technischen Voraussetzungen geschaffen werden, um diesen Anforderungen auch in Zukunft gerecht zu werden. Die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung erfordert zudem eine kontinuierliche Anpassung der Kompetenzen der Belegschaft. Gezielte Personalentwicklung und Know-how-Transfer bis hin zu Online-Weiterbildungsmöglichkeiten spielen bei der Vermittlung dieser neuen Fähigkeiten eine entscheidende Rolle.

Flexible Förderung: Die Gallup-Studie betont auch die Bedeutung von Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für die Mitarbeitermotivation. Unternehmen sollten in gezielte Schulungs- und Weiterbildungsprogramme investieren, um die Fähigkeiten und das Wachstum ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Laut der Gallup-Studie sank das Engagement der Mitarbeitenden während der Pandemie, da viele Mitarbeitende mit den neuen Herausforderungen der Remote-Arbeit, der Unsicherheit und den Belastungen zu kämpfen hatten. Unternehmen müssen daher verstärkt Maßnahmen ergreifen, um dieser Unsicherheit durch geeigneten Wissenstransfer zu begegnen, um so das Engagement ihrer Mitarbeitenden zu erhöhen. Die Förderung des lebenslangen Lernens und der beruflichen Weiterentwicklung ist von zentraler Bedeutung, um den sich wandelnden Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden.

Ende gut, alles gut?

Die Gallup-Studie macht deutlich, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse und Erwartungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Mittelpunkt der Personalentwicklung zu stellen. Unternehmen, die die Erkenntnisse dieser Studie nutzen, werden besser in der Lage sein, ihre Mitarbeitenden zu motivieren und zu engagieren, um in der Post-COVID-Ära erfolgreich zu sein. Die Gallup-Studie dient dabei als wichtiger Leitfaden für die Gestaltung von Personalentwicklungsstrategien in der Post-COVID-Ära. Unternehmen, die die Erkenntnisse dieser Studie in ihre Personalentwicklung integrieren, sind besser gerüstet, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren und ihre Leistungsfähigkeit langfristig zu steigern. Ein Konzept, das auf Dauer tragfähig ist, muss die Werte, Ziele und Interessen des Unternehmens, der Führungskräfte und der Mitarbeitenden berücksichtigen und synchronisieren.

Personalentwicklung bleibt daher ein dynamisches Feld, das sich ständig weiterentwickelt. Unternehmen, die am Puls der Zeit bleiben und ihre Mitarbeitenden entsprechend einbeziehen und fördern, werden daher auch in Zukunft besser aufgestellt sein, um Warnzeichen früher zu erkennen und gezielt gegensteuern zu können. Wenn Sie sich intensiver mit diesem Thema auseinandersetzen, die Personalentwicklung in Ihrem Unternehmen stärken und Verhaltensänderungen in Ihrer Organisation vorantreiben möchten, nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.