ESG-Kriterien, die für Umwelt (Environment), Soziales (Sozial) und Corporate Governance (Governance) stehen, sind zu einem wichtigen Thema in der Finanzwelt geworden. Insbesondere Banken stehen in der Verantwortung, ihre Kreditvergabe und Investitionen an diesen Kriterien auszurichten. Warum sind ESG-Kriterien aus Bankensicht so wichtig?

Die Kriterien berücksichtigen folgende Aspekte:

  • Umwelt (z.B. Ressourcen und Artenschutz)
  • Soziales (Arbeitsbedingungen und -sicherheit) und
  • Corporate Governance (Schutz vor Ausbeutung und Korruption)[1].

ESG-Kriterien sind in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, da Unternehmen und Investoren zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz legen. Banken müssen daher sicherstellen, dass sie ihre Kreditvergabe und Investitionen an diesen Kriterien ausrichten. Dies bedeutet, dass sie die Umweltauswirkungen von Unternehmen bewerten müssen sowie deren soziale Ausrichtung und die Qualität der Governance-Strukturen. ESG-Kriterien sind jedoch nicht nur aus ethischen Gründen wichtig, sondern auch als wichtiger Indikator für die finanzielle Stabilität eines Unternehmens.

Aus der EBA-Leitlinie für die Kreditvergabe werden Risiken für die finanzielle Lage der Kreditnehmer berücksichtigt, die aus den ESG-Kriterien hervorgehen[2]. Die ESG-Kriterien wirken sich auf das Geschäftsmodell, die Investitionen und die Kostenstrukturen des Unternehmens aus. Zwar wurden diese Aspekte bereits zuvor berücksichtigt, werden aber nun in der Neufassung unter den ESG-Aspekten betrachtet. Dies könnte zukünftig auch Einfluss auf das Rating der Banken haben.[3]

  1. Warum sind die ESG-Aspekte für Banken relevant?

Die Banken fordern aufgrund der EBA-Leitlinie (EBA/GL/2020/06) bei einer Kreditvergabe die Berücksichtigung der ESG-Faktoren des Unternehmens. Dabei wird geprüft, ob das Unternehmen die ESG-Kriterien erfüllt. Insbesondere, ob in den Strategien für das Risikomanagement die ökologischen und nachhaltigen Kriterien erfüllt sind. Die Bank möchte mit den ESG-Kriterien das mit der Kreditvergabe verbundene Risiko reduzieren. Investitionen in Unternehmen, die die ESG-Kriterien einhalten, können das Investitions- und Kreditrisiko reduzieren, da diese Unternehmen in der Regel widerstandsfähiger und stabiler sind. Sie überstehen Krisen mit höherer Wahrscheinlichkeit und erholen sich schneller. Banken, die diese Kriterien bei ihrer Kreditvergabe und ihren Investitionen berücksichtigen, können daher das Risiko ihrer Portfolios reduzieren und langfristige Renditen erzielen[4].

Das Risiko setzt sich zusammen aus Haftungsrisiken in Bezug auf die Verursachung des Klimawandels, rechtlichen Veränderungen, Marktveränderungen durch Verbraucherpräferenzen oder beispielsweise Umstellungsrisiken auf eine CO2-emissionsarme und klimaresiliente Wirtschaft. Zudem müssen Aspekte des gesellschaftspolitischen Wandels, der sich ständig verändern kann, berücksichtig werden. Ein Beispiel ist der Krieg in der Ukraine, der zu einer Neubewertung der ESG-Kriterien von Unternehmen geführt hat, die von fossilen Rohstoffen abhängig sind[5].

2. Welche ESG-Anforderungen haben Banken an Unternehmen

Banken werden zukünftig bei der Kreditvergabe und im Rahmen der regelmäßigen Überwachung von Kreditengagements die Einhaltung und Umsetzung dieser Kriterien bewerten und ihre Ratings entsprechend anpassen. Sie gewähren eine Übergangsfrist, in der das Unternehmen die Anforderungen umsetzen kann, sofern der Umsetzungsstand gegenüber der Bank transparent gemacht wird.

3. Checkliste der Banken bei der Kreditvergabe unter ESG-Kriterien

  • Informationen über die klimabezogenen und ökologisch oder anderweitig nachhaltigen Geschäftsziele der Kreditnehmer.
  • Beurteilung, ob die zu finanzierenden Projekte der Kreditnehmer die Anforderungen der ESG-Kriterien erfüllen.
  • Sicherstellung, dass die Kreditnehmer über die Bereitschaft und Kapazität verfügen die Zuweisung der Erträge an ökologisch nachhaltige Projekte oder Tätigkeiten angemessen zu überwachen und darüber zu berichten.
  • Regelmäßige Überwachung der ordnungsgemäßen Zuweisung der Erträge (z. B. durch die Auflage, dass die Kreditnehmer bis zur Rückzahlung der betreffenden Kreditfazilität aktuelle Informationen über die Verwendung der Erträge übermitteln).[6]

4. Fazit

ESG-Kriterien sind aus Bankensicht von großer Bedeutung, da sie ein Indikator für die finanzielle Stabilität von Unternehmen sind. Banken müssen sicherstellen, dass sie ihre Kreditvergabe und Investitionen anhand dieser Kriterien ausrichten, um das Risiko ihrer Portfolios zu reduzieren und langfristige Renditen zu erzielen. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Unternehmen, die sich an ESG-Kriterien halten, in der Regel widerstandsfähiger und stabiler sind. Dies kann jedoch zu einem erhöhten Finanzierungsbedarf führen, da diese Unternehmen oft höhere Investitionskosten haben und möglicherweise mehr Kapital benötigen, um diese Investitionen zu tätigen. Banken müssen daher sicherstellen, dass sie ihre Kreditvergabe anhand von ESG-Kriterien ausrichten, ohne die finanzielle Stabilität und Rentabilität ihrer Portfolios zu gefährden.

  • [1] IDW ES6 nF v. 27.9.2022 Rn. 20
  • [2] Holtkötter, D. (2023), ESG-Konformität in Sanierungskonzepten – IDW S6 in neuer Fassung
  • [3] Volmer, P. (2023), DB 2023, 694
  • [4] EBA/GL/2020/06, Leitlinien für die Kreditvergabe und Überwachung
  • [5] EBA/GL/2020/06, Leitlinien für die Kreditvergabe und Überwachung
  • [6] EBA/GL/2020/06, Leitlinien für die Kreditvergabe und Überwachung