Risikobewertung und Risikoaggregation

Seit dem 01.01.21 sind aus dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) Unternehmen verpflichtet, das Risikomanagement bzw. ein Risikenfrüherkennungssystem zu implementieren und in ihr unternehmerisches Handeln zu integrieren. Resultierend aus den durch die Corona-Krise entstandenen Schäden und plötzlich aufgetretenen wirtschaftlichen Herausforderungen für ein Unternehmen, ist ein gelebtes und funktionierendes Risikenfrüherkennungssystem wichtiger denn je.

Im zweiten Teil unserer Blog Serie „Mit Risikomanagement immer auf Kurs“, gehen wir auf die zunehmende Steuerungsrelevanz des Risikomanagements innerhalb des Risikomanagements ein. Die Schwerpunkte sind auf die Risikobewertung sowie auf die Risikoaggregation gelegt.

Risikokategorien
Risikobewertung

Das Ziel der Risikobewertung ist die von den identifizierten Risiken ausgehenden Gefahrenpotenziale transparent abzubilden und deren Wirkung aufzuzeigen. Dies geschieht durch die Analyse der Risikobedrohungen.

Die Basis dieser Analyse ist die Definition von Wesentlichkeitsgrenzen, wobei zwischen quantitativ und qualitativ unterschieden wird.

Die Risikobewertung ist der Ausgangspunkt zur Festlegung der Maßnahmen der Risikosteuerung und dient zur Ermittlung des Einzelrisikokapitalbedarfs als Grundlage für die Aggregation zur Erstellung eines Gesamtrisikokapitalbedarfs.

Hier wird in zwei Schritte mit unterschiedlichen Methoden sowie Herangehensweisen unterschieden:

Im Schritt 1 werden die allgemeine Bewertungs-/Beurteilungsmethoden angewandt. Darunter fallen Methoden, wie:

  • Relevanzeinschätzungen
  • Scoring-Modelle
  • ABC/XYZ-Analysen sowie
  • Ratings

Diese Modelle dienen der Verdichtung und Reduktion der Komplexität von Risiken und ermöglichen eine Strukturierung durch Identifizierung von Reihenfolgen/ Ranking (resultierend aus deren ermittelten Werten).

Es können wesentliche von unwesentlichen Risiken getrennt werden, um einen unwirtschaftlichen Mehraufwand im weiteren Bewertungsverfahren zu vermeiden.

Im Schritt 2 werden Methoden zur Bewertung des Risikoausmaßes verwendet. Hier können folgende Methoden einbezogen werden:

  • Risikomatrix
  • Wahrscheinlichkeitsverteilungen
  • Sensitivitäten/ Stresstests sowie
  • Szenario Rechnungen

Die Anwendung der Methoden ermöglicht eine Intensivierung und Präzisierung der identifizierten und spezifizierten Risiken, eine Risiko-Quantifizierung (statistische Methoden), eine Definition und Messung eindeutig definierter Risikogrößen und deren Auswirkungen auf andere Risiken.

An die Bewertungen sind bestimmte Qualitätsanforderungen zu stellen. Grundsätzlich sind anerkannte Risikobewertungsmethoden zu verwenden. Um eine Willkürlichkeit zu vermeiden, ist ein unternehmensweites, einheitliches Sicherheitsniveau zu unterstellen. Die zu schätzenden Parameter sollten so gewählt und bestimmt werden, dass Vergleichbarkeit und Transparenz gegeben sind. Dort, wo es die Bewertung zulässt, sollten im Idealfall vorhandene aktuelle Marktdaten zum Einsatz kommen.

Risikoaggregation

Das Ziel der Risikoaggregation einer Bewertung ist die Ermittlung des gesamten Risikokapitalbedarfs eines Unternehmens, welches sich auf die Entwicklung von Eigenkapital und Gewinn auswirken kann.

Grundvoraussetzung hierzu ist die Definition des Gesamtrisikos auf Basis aller Einzelrisiken.

Die Risikoaggregation ist nicht zu verwechseln mit der Summe der Einzelrisiken.

Die aggregierten Einzelrisiken sind, sofern keine vollständig positive Korrelation vorliegt, grundsätzlich kleiner als die Summe aller Einzelrisiken.

Grund: Die Diversifikation berücksichtigt den Risikoausgleichseffekt zwischen den Einzelrisiken.

Die zu stellenden und essenziellen Fragen sind:

  1. Kann der gesamte Risikokapitalbedarf vom Unternehmen getragen werden?
  2. Kann ausreichend hohes ökonomisches Eigenkapital ausgewiesen werden?

Die Risikoüberdeckung wird durch die Risikotragfähigkeit definiert und beschreibt die Fähigkeit, Verluste aus Risiken zu absorbieren, ohne dass daraus eine direkte Gefahr für die Existenz des Unternehmens entsteht.